Deutsche Lkw-Maut steigt durch CO2-Aufschlag

Auf Langstrecken rechnet sich künftig noch mehr die Schiene.
14.11.2023

Vom 1. Dezember 2023 an gilt auf deutschen Autobahnen und Bundesstraßen eine neue Lkw-Maut mit einem CO₂-Aufschlag in Höhe von 200 Euro pro Tonne CO₂. Der Aufschlag ist abhängig von Emissionsklasse, Gewicht, Schadstoffklasse und Achszahl des Fahrzeugs und wird als Centbetrag pro Kilometer erhoben. „Es handelt sich um eine staatliche Abgabe, die unabhängig von unserem Service ist, aber die effektiven Kosten erhöht“, stellt Florian Wöbb, Abteilungsleiter Logistische Dienstleistungen bei a. hartrodt in Hamburg, klar. Künftig setzen sich die Mautsätze aus vier Kostenteilen zusammen – Infrastruktur, Luftverschmutzung, Lärmbelastung und CO2-Ausstoß.

Für Nah- und Fernverkehr fehlen erschwingliche E-Lkw und Ladeinfrastruktur

Der CO2-Aufschlag auf die Lkw-Maut korrespondiert mit der Neufassung des Klimaschutzgesetzes, das die Bundesregierung im Juni 2023 auf den Weg gebracht hat. Ziel ist, die Treibhausgase bis 2030 im Vergleich zu 1990 um 65 Prozent zu reduzieren. Bis 2045 soll Deutschland treibhausgasneutral sein. Der Umweltgedanke gefällt Wöbb, aber er sieht es kritisch, dass für den Nah- und Fernverkehr erschwingliche Elektro-Lkw aktuell ebenso wenig verfügbar sind wie Ladeinfrastruktur.

Kombinierter Verkehr wird noch attraktiver

Auf Kundenanforderungen gehen die Experten bei a. hartrodt individuell ein und suchen nach den am besten passenden Transportmöglichkeiten. Wöbb beobachtet, dass Kombinierter Verkehr noch attraktiver wird, zum Beispiel bei Vollcontainern (FCL): „Für Kunden rechnet es sich künftig noch mehr, auf Langstrecken vom Lkw auf die Bahn zu wechseln. Maut fällt dann nur für die erste Meile an.“ Im FCL-Fernverkehr steigt der Schienenanteil laut Wöbb trotz gegebenenfalls etwas längerer Laufzeiten. Die neue schwerpunktmäßige Zweckbindung der Mauteinnahmen für die Schiene könne nach jahrzehntelangem Investitionsrückstau aber „nur ein Anfang sein“.

Wöbb würde „in diesem Zusammenhang auch die massive Subventionierung von Forschung und Entwicklung weiterer emissionsfreier Lkw-Antriebe insgesamt“ begrüßen. Denn 2024 sind neue Kostenanhebungen geplant: Am 1. Januar steigt die CO2-Abgabe pro Liter Diesel auf 11 Cent, ab 1. Juli werden Lkw mit mehr als 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht mautpflichtig.