Wegen der weltweiten Coronavirus-Pandemie verzeichnet a. hartrodt aktuell eine große Nachfrage bei Bahntransporten auf den Neuen Seidenstraßen zwischen China und Deutschland. „Wir stellen uns auf einen noch stärkeren Run ein“, sagt Willem van der Schalk, Geschäftsführer bei a. hartrodt in Hamburg. Grund sind stark ausgedünnte Luft- und Seefracht-Kapazitäten. Zwei Beispiele: Die Lufthansa Group hat 95 Prozent ihrer Flüge gestrichen. Und das Reederei-Netzwerk The Alliance von Hapag-Lloyd, Hyundai Merchant Marine, Ocean Network Express und Yang Ming setzt im April 32 Fahrten aus. Zwar liegen die Kosten für Bahnfracht laut van der Schalk „um ein Vielfaches“ über denen für Seefracht. Der Kunde bekomme aber eine Alternative.
Polaris Train und Sirius Train
Bei Stars on Rails, dem China-Zug-Angebot von a. hartrodt, wird es wegen der Corona-Krise allerdings schwieriger, Platz zu bekommen. „Für Exportware von China nach Europa müssen zwei bis drei Wochen Vorlauf eingeplant werden“, warnt van der Schalk. Auf zwei Routen bietet a. hartrodt mehrmals wöchentlich Blockzüge an – nördlich über Russland den Polaris Train und weiter südlich den Sirius Train via Kasachstan und Russland. „Für Gefahrgut gibt es eine dritte Route von Mukran auf der Insel Rügen bis in den russischen Pazifikhafen Wladiwostok“, sagt der Manager.
Kasachstan muss Verteilzentrum werden
Zentralasiatische Länder profitieren bislang kaum vom Boom auf den eisernen Seidenstraßen. Davon konnte sich van der Schalk Ende Februar in Nur-Sultan und Almaty überzeugen: „Kasachstan muss ein Verteilzentrum für Züge aus China werden, damit Blockzüge von Xian nach Westeuropa nicht durchrauschen.“ Industrie-Ansiedlungen aus verschiedenen Ländern könnten ein Anfang sein. In Kasachstan arbeitet a. hartrodt mit lokalen Agenten zusammen. „Europa-Kasachstan-Transporte wickeln wir per Lkw oder Luftfracht ab“, sagt van der Schalk. Zwar sind Nur-Sultan und Almaty wegen der Covid-19-Pandemie seit 22. März komplett abgeriegelt, für Warentransporte aber erreichbar.
Bei Fernost-Europa-Verkehren beobachtet van der Schalk, dass in der Corona-Krise auch Sea-Rail-Möglichkeiten interessanter werden. Dabei werden Shortsea-Verbindungen mit Zug-Optionen kombiniert – „im preislich oberen Segment“, stellt er klar.