Wie schnell sich die Mittelmeerhäfen von den Corona-Folgen erholen, hängt auch davon ab, ob sie ihr Attraktivität für Verlader in Süddeutschland und Mitteleuropa weiter steigern können. „Bei Seefracht aus Fernost verkürzt sich die Transitzeit im Vergleich zu den Nordrange-Häfen in Rotterdam, Antwerpen oder Hamburg um mehrere Tage“, sagt Alberto Verardo, Joint Managing Director bei a. hartrodt italiana in Genua. Dort hat a. hartrodt seine Zentrale für den Mittelmeerraum und für jeden Kunden passgenaue Angebote. Verardo weist darauf hin, dass die Südhäfen „viel in die Hinterland-Anbindung und Digitalisierung investiert“ hätten.
Adriahäfen als Tore nach Mitteleuropa
Für mitteleuropäische Länder wie Ungarn, Österreich oder die Slowakei seien die Adriahäfen Koper (Slowenien), Triest (Italien) und Rijeka (Kroatien) „sehr wichtig“, berichtet Zoltán Peternics, Managing Director von a. hartrodt hungary in Budapest. Entscheidender Wettbewerbsvorteil sind auch hier kürzere Vor- und Nachläufe als bei den Nordrange-Häfen. Peternics nennt als Beispiel Budapest: Der Hinterland-Transport von Koper/Triest halbiere sich im Vergleich zu Hamburg von 1.200 Kilometern auf 570 Kilometer. Kunden von a. hartrodt können Zeit und Geld sparen.
Nachbesserungen bei Schiene und Zoll nötig
München liegt rund 200 Kilometer näher an Koper/Triest als an Hamburg, trotzdem nutzen deutsche Verlader Peternics zufolge vorwiegend „ihre eigenen Häfen“. Was müsste passieren, damit sich das ändert? Noch gibt es zu wenige alpenquerende Direktzüge wie zwischen Triest und München, stattdessen zahlreiche Baustellen bei der internationalen Schienenanbindung der Mittelmeerhäfen. Dabei steht auch Deutschland in der Kritik, weil der nördliche Zulauf zum Brenner-Basistunnel erst zwischen 2040 und 2050 fertig werden könnte. Verardo nimmt für eine bessere Wettbewerbsfähigkeit der Mittelmeerhäfen auch den italienischen Zoll in der Pflicht: „Die Zollabfertigung dauert zu lang und hebt kürzere Transitzeiten wieder auf.“
Verardo erwartet, dass sich die Transhipment-Hubs im Mittelmeer am schnellsten von der Corona-Krise erholen. Dort werden Container auf andere Schiffe umgeladen. Außer dem größten Mittelmeerhafen in Piräus (Griechenland) sind beim Transhipment auch Valencia und Algeciras in Spanien oder Gioia Tauro (Italien) stark aufgestellt.