USA: Seefracht wird an der Kaikante ausgebremst

a. hartrodt sieht Optimierungsbedarf bei Hafenterminals und Carrier’s Haulage.
13.10.2020

„Logistikthemen kommen im US-Wahlkampf nicht vor“, bedauert Mike Schäfer, President/CEO bei a. hartrodt (U.S.A.) in Lynbrook, New York. Nach seiner Ansicht gibt es für den künftigen US-Präsidenten, der am 3. November 2020 gewählt wird, im Seefrachtbereich Handlungsbedarf: „Die Infrastruktur an den Hafenterminals muss effizienter werden“, sagt er an die Adresse der zuständigen Behörde, Federal Maritime Commission (FMC). Aktuell komme es „kapazitätsbedingt“ an der Westküste zu Containerstau. Als Beispiel nennt Schäfer den nach Los Angeles zweitgrößten US-Hafen in Long Beach.

Demurrage & Detention verärgern Kunden

Für Kunden von a. hartrodt sind Strafgebühren für verspätetes Abholen und Zurückbringen von Containern zum Hafen (Demurrage & Detention) ein Ärgernis. Schäfer erklärt das Problem: „Alles, was über 200 Meilen/320 Kilometer vom Hafen entfernt liegt, wird meistens per Bahn transportiert. Diesen Vor- und Nachlauf kontrollieren die Reedereien.“ In der Spedition heißt das „Carrier‘s Haulage“ – und Schäfer fehlt dabei Transparenz.

Wachstumsmärkte Europa und Südamerika

Obwohl die USA von der Covid-19-Pandemie stark betroffen sind, beobachtet Schäfer, dass sich das internationale Geschäft erholt: „Wir haben das Volumen vor Corona noch nicht erreicht, aber die Anzahl der Einzeljobs kommt zurück.“ Während sich in der Seefracht Vollcontainer-Verkehre langsamer erholten, sei das Sendungsaufkommen in der Luftfracht fast wieder auf Vor-Corona-Niveau.

Als Wachstumsmärkte nennt Schäfer Europa und Südamerika, wichtige Fahrtgebiete seien zudem Australien/Neuseeland und Ostasien. In Miami betreibt a. hartrodt ein eigenes Lager mit Fokus auf Südamerika – laut Schäfer legt die Nachfrage „sehr stark“ zu. Kunden in Europa müssen einen Unterschied beachten: Bei den „Internationalen Regeln für die Auslegung der Handelsüblichen Vertragsformeln“ (Incoterms) bedeutet „FOB“ (Frei an Bord) in den USA „EXW“ (Ab Werk). „Das führt zu Missverständnissen und erhöht die Kosten für den Kunden“, sagt Schäfer.

Für a. hartrodt (U.S.A.) arbeiten insgesamt 36 Beschäftigte, auch an Standorten in Chicago und Los Angeles. Wegen des Handelsstreits hat a. hartrodt USA kaum China-Geschäft.