Brexit: Alternativrouten geben Sicherheit

Bei Überseeverkehren nach Großbritannien kann Shortsea-Shipping interessant sein.
29.10.2019

Zwar wird Großbritannien die Europäische Union nun doch nicht zum 31. Oktober 2019 verlassen. Trotzdem ist es ratsam, im Seefracht-Verkehr mit dem Vereinigten Königreich nicht einfach zum „business as usual“ zurückzukehren, nur weil Brüssel die Brexit-Frist bis zum 31. Januar 2020 verlängert hat. „Kunden, die Sicherheit in ihrer Lieferkette brauchen, empfehlen wir, jetzt alternative Routen bei ihren Überseeverkehren zu testen“, sagt Alf Hörnig, General Manager Seefracht Import- und Zollservice bei a. hartrodt in Hamburg.

Container könnten in Southampton verzögert werden

Für Überseetransporte aus Fernost nach Großbritannien bieten Alternativrouten zum Beispiel ein Sicherheits-Plus. Vor Erreichen des ersten EU-Entladehafens muss das Ladungsmanifest mit allen Anlaufhäfen und Containern an Bord den EU-Zollbehörden zur Verfügung gestellt werden. „Wird dann ein britischer Hafen wie Southampton angelaufen, könnte es beim Brexit Zollprobleme geben“, erklärt Hörnig. Denn dann muss der Carrier isoliert Informationen an den britischen Zoll schicken. Die Experten bei a. hartrodt gehen davon aus, dass zahlreiche Container abgeladen und nicht verzollt werden können. „Da liegt ein gewisser Sprengstoff drin“, warnt Hörnig.

Container in Westhäfen zwischenparken

Um Problemen von vornherein aus dem Weg zu gehen, rät Hörnig, frühzeitig Alternativen, z.B. via Antwerpen oder Rotterdam auszuprobieren. „Die Shortsea-Verbindungen zwischen den Westhäfen und Großbritannien funktionieren gut“, berichtet er von den Erfahrungen bei a. hartrodt. Container lassen sich in Antwerpen oder Rotterdam unter EU-Zollaufsicht zwischenparken. Hörnig: „Das hat den Vorteil, dass eventuell auftretenden Zollabfertigungsproblemen im britischen Entladehafen aus dem Weg gegangen wird.“ Das Risiko von Lagergeldern lasse sich so ebenfalls minimieren.

An der britischen Ostküste hat der private Hafenbetreiber Associated British Ports (ABP) vor dem ursprünglichen Brexit-Termin Ende Januar allein 50 Mio. GBP (58 Mio. EUR) in die Containerterminals von Hull und Immingham investiert. Hörnig hält vor allem Hull für eine „interessante Alternative“ mit Feedern. Allerdings weist er darauf hin, dass Shortsea-Shipping die Überseeverkehre nach Großbritannien grundsätzlich verlängert und verteuert.

Auch wenn die Fragezeichen zum Brexit nicht weniger werden – a. hartrodt hält alle Kunden aktuell informiert, auch zur Zollabfertigung.

Hilfreiche Informationen, wie z.B. eine Brexit-Checkliste, bietet auch die Website der Handelskammer: https://www.ihk.de/brexitcheck